Das Gemeinschaftswerk
Die Pharmakopöe ist eine Sammlung von Vorschriften über die Qualität von Arzneimitteln. Die darin enthaltenen Bestimmungen sind verbindlich und haben Gesetzescharakter: Sie geltenfür alle Arzneimittel, die in der Schweiz in Verkehr gebracht werden. Ziel ist es, einheitliche Rahmenbedingungen punkto Qualität zu schaffen und so allen Patientinnen und Patienten gleich hochstehende Arzneimittel zur Verfügung zu stellen. Hierzulande setzt sich das Arzneibuch aus der Schweizerischen (Pharmacopoea Helvetica, Ph. Helv.) und der Europäischen Pharmakopöe (Pharmacopoea Europaea, Ph. Eur.) zusammen. Letztere enthält mehr als 2000 Vorschriftentexte, sogenannte Monographien. Diese beschreiben Anforderungen an Wirkstoffe, pharmazeutische Hilfsstoffe, Darreichungsformen, Arzneipflanzen, Impfstoffe, Blutprodukte oder homöopathische Zubereitungen. Das nationale Arzneibuch, die Ph. Helv., enthält etwa 110 Monographien und ergänzt die Ph. Eur. mit Vorschriftentexten, wenn dort keine entsprechenden Vorgaben enthalten sind. Von besonderer Bedeutung ist dies für Arzneimittel, die nur auf dem nationalen Markt vertrieben werden. «Oder aber für Arzneimittel ohne Zulassungspflicht, welche in Apotheken für die eigene Kundschaft hergestellt werden, die sogenannten Magistralrezepturen», erklärt Gosdschan. Die 2012 eingeführte elektronische Version der Ph. Helv. ist seit dem 1. Juli 2019 kostenlos im Internet verfügbar – die gedruckte Fassung ist nur noch als Zusatzdienstleistung gedacht.
«Wenn das, was auf dem Etikett steht, nicht tatsächlich enthalten ist, kann dies tödliche Folgen haben.»
Die Europäische Pharmakopöe tritt gleichzeitig in 39 Mitgliedsstaaten sowie der EU als Organisation in Kraft. Erarbeitet wird sie unter der Leitung des Europarats. Eine Reihe von aussereuropäischen Staaten und nationalen Behörden sowie internationale Regierungsorganisationen wie beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind ebenfalls an einer Zusammenarbeit interessiert und haben daher Beobachterstatus erlangt. Es gibt auch Bestrebungen, die Pharmakopöevorschriften weltweit zu vereinheitlichen. Neben der Europäischen gehören die Amerikanische und die Japanische Pharmakopöe zu den wichtigsten Sammlungen. «Diese zu harmonisieren ist nicht ganz so einfach. In erster Linie aufgrund unterschiedlicher, historisch gewachsener Zulassungssituationen. Die Annäherungsversuche erfolgen dennoch mit viel Engagement – bis zur Herausgabe einer auf der ganzen Welt anwendbaren Pharmakopöe dauert es aber wohl noch eine Weile», erläutert Tobias Gosdschan, Leiter der Pharmakopöe-Abteilung bei Swissmedic.