Frau Schütz, Sie waren von allem Anfang
an dabei – was hat sich in den Jahren seit der
Gründung von Swissmedic alles verändert?
BS:
«Sehr vieles. Das Einzige, was gleich blieb, ist unser Auftrag; nämlich für die Heilmittelsicherheit zu sorgen und damit zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier beizutragen. Was auffällt, ist, dass alles grösser und komplexer geworden ist: Die Organisation, die Aufgaben, der internationale Austausch und die Rechtsgrundlagen wurden mehrmals angepasst. Stark gewachsen ist der Medizinproduktebereich, der heute viel stärker behördlich überwacht wird. Auch die Erwartungen an Swissmedic haben von allen Seiten zugenommen.»
Wie hat sich Swissmedic aus Ihrer Sicht entwickelt?
BS:
«Seit der Reorganisation 2006 fand ein positiver Entwicklungsprozess statt. Wir verfügen heute über ein grosses Know-how und arbeiten international eng zusammen. Seit zwei Jahren steht Swissmedic auch national viel mehr im Rampenlicht. Wir mussten deshalb vor allem in Bezug auf die Kommunikation viel aktiver werden.»
CB:
«Die weltweite Erstzulassung des Pfizer-Impfstoffs in einem ordentlichen Verfahren im Dezember 2020 hat mich stark beeindruckt. Es zeigt, dass es Swissmedic auch unter Druck gelungen ist, anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen rasch zu entscheiden.»
Frau Beerli, welches war Ihr bisher eindrücklichstes Erlebnis?
CB:
«Das war die Zeit nach der Restrukturierung, da entstand auf einmal ein extrem starker Zusammenhalt. Es ging nur noch um die Sache. Wir hatten eine wirklich schlagkräftige neue Direktion zusammengestellt. Es wuchs ein starkes Team heran, alle zogen am gleichen Strick.»
BS:
«Du identifiziertest dich sehr stark mit der Organisation und nahmst während der Übergangsphase regelmässig an den Direktionssitzungen teil. Wir waren sehr dankbar, dass du dich so stark eingebracht und uns unterstützt hast.»
Frau Schütz, Sie waren damals bereits beim
Prozess von der IKS zu Swissmedic mit dabei.
Wie lief das damals genau ab?
BS:
«Wir durchliefen ab 1995 eine lange Phase von der Vorbereitung des Gesetzesentwurfs bis zum Start der Swissmedic. Wir mussten die beiden Organisationen – die Interkantonale Kontrollstelle für Heilmittel und die Facheinheit Heilmittel des BAG – zusammenlegen und kulturell vereinen. Zeitlich war dies anspruchsvoll, weil der Start der neuen Organisation zuerst für 1999 und danach im Jahr 2000 vorgesehen war. Schliesslich verschob sich das Ganze nochmals um zwei Jahre. Eine grosse Herausforderung war auch die neue Rechtsgrundlage und die Tatsache, dass zahlreiche Ausführungsverordnungen zum Heilmittelgesetz zu Beginn noch fehlten.»
Besonders die Zusammenlegung der
zehn Standorte war wohl eine spezielle
Herausforderung, oder?
BS:
«Das kann man sagen. Wenn wir eine gemeinsame Kultur entwickeln wollten, war es unumgänglich, die Standorte zu zentralisieren. Dies gelang erst ab 2005 mit dem Erwerb und Bezug des Hauptsitzes an der Hallerstrasse. Die Zusammenlegung der beiden Labore folgte noch später, mit dem Neubau an der Freiburgstrasse.»
Wie lief das damals mit der Namens- und
Logofindung?
BS:
«Der Prozess begann 2000 und zog sich über mehrere Monate hinweg. Wir organisierten insgesamt vier Workshops und zogen sowohl einen Kreativcoach als auch eine Grafikagentur bei. Zusammen kreierten wir unsere neue Wort- und Bildmarke. Der Name Swissmedic kam erst spät ins Spiel. Die Voraussetzung für die Namensfindung war, dass sich sowohl der Begriff Schweiz als auch die medizinische Komponente im Namen wiederfanden. Und dass er in allen Landessprachen verständlich war.»
Wir müssen sicherstellen, dass sich in
unseren Fachgebieten genügend Menschen für Swissmedic interessieren.
Barbara Schütz
Barbara Schütz
Schauen wir ein bisschen in die Zukunft:
Wie soll es mit der Entwicklung von
Swissmedic weitergehen? Wo liegen die
grössten Potenziale und wie kann
man sie ausschöpfen?
BS:
«Eine grosse Herausforderung ist die Rekrutierung von ausgewiesenen Fachleuten. Wir müssen sicherstellen, dass sich in unseren Fachgebieten genügend Menschen für Swissmedic interessieren. Sowohl Spitäler als auch Forschungsinstitute oder die Pharmabranche buhlen um dieselben Expertinnen und Experten. Im Weiteren geht es um den Ausbau der internationalen Beziehungen. Wir werden uns künftig noch intensiver mit den ausländischen Behörden austauschen und mit ihnen gemeinsam Gesuche begutachten oder Marktüberwachungstätigkeiten abstimmen. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass wir unabhängig bleiben und unsere Bekanntheit als nationale Heilmittelbehörde weiter ausbauen können.»
CB
«Swissmedic war schon immer ein spannender Arbeitgeber und das soll so bleiben. Der Output ist heute enorm, die Anforderungen sind hoch. Ich finde auch, dass die Sinnhaftigkeit der Arbeit eine grosse Rolle spielt. Und rein wissenschaftlich ist Swissmedic ebenfalls eine hochattraktive Institution.»
Frau Beerli, was für einen Bezug haben Sie
heute zu Swissmedic?
CB:
«Ich bin weit weg, aber mit meinem Herzen immer noch voll dabei. Ich verfolge die neusten Entwicklungen und hatte grosse Freude, wie sich Swissmedic während der ganzen Corona-Pandemie entwickelte.»
Und was trauen Sie Swissmedic in Zukunft
zu?
CB:
«Ich denke, dass Swissmedic weiterhin eine wichtige Rolle spielt, wenn es um qualitativ hochstehende und wirksame Heilmittel geht. Ich glaube auch, dass mit dem Wachstum besonders einer auch international cleveren Arbeitsteilung eine besondere Bedeutung zukommen wird.»
BS:
«Wir gehören heute zu den weltweit besten Heilmittelbehörden – und das soll auch weiterhin so bleiben.»