COVID-19 Impfstoffe und allergische Reaktionen inkl. Anaphylaxien – Hinweis für medizinische Fachpersonen

Bisherige Erkenntnisse bzgl. allergische Reaktionen

29.01.2021

In der Schweiz wurden zwei COVID-19-Impfstoffe zugelassen, welche auf einer mRNA Technologie basieren: Comirnaty® (COVID-19-Impfstoff von Pfizer/BioNTech) und COVID-19 Vaccine Moderna. Die häufigsten Nebenwirkungen in den Zulassungsstudien waren ähnlich zu den Nebenwirkungen nach Grippeimpfungen (u.a. Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Muskelschmerzen). Nach der Zulassung wird die Sicherheit der Impfstoffe durch Swissmedic kontinuierlich überwacht, dabei stehen vor allem schwerwiegende und bislang unbekannte Reaktionen im Fokus. International diskutiert werden aktuell allergische und vor allem anaphylaktische Reaktionen.

In den USA wurden bis zum 23. Dezember 2020 rund 1,9 Mio. Dosen des Pfizer-BioNTech Impfstoffs verimpft und 4’393 unerwünschte Impfereignisse (entspricht 0,2%) an das Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) gemeldet[1]. Darunter waren 21 Fälle von anaphylaktischen Reaktionen, was einer Inzidenz von 1,1 Fälle pro 100'000 Impfungen entspricht. Für den Moderna Impfstoff wurden bislang 10 Fälle einer anaphylaktischen Reaktion berichtet, was einer Inzidenz von 0,25 Fälle pro 100'000 Impfungen entspricht[2]. Die Reaktionen waren somit bei beiden Impfstoffen sehr selten.

Bei 81 % (N=17) der Fälle zum Pfizer-BioNTech Impfstoff waren Allergien auf Medikamente, Insektenstiche oder Nahrungsmittel vorbekannt. Symptome traten im Median 13 Minuten nach der Pfizer-BioNTech Impfung auf[3]. Bei 86% (N=18) der Fälle kam es innerhalb von 30 Minuten zu Symptomen; bei den restlichen drei Fällen nach 34 bis 150 Minuten. Nach Impfung mit dem Moderna-Impfstoff traten Symptome einer anaphylaktischen Reaktion im Median nach 7,5 Minuten auf, wobei bei 90 % (N=9) der Fälle die Symptome innerhalb von 15 Minuten auftraten. Die vorliegenden Daten weisen bislang nicht auf ein erhöhtes Risiko für allergische Reaktionen bei Personen mit einer allergischen Rhinitis und/oder Asthma in der Vorgeschichte hin.

Aus den bisherigen Erkenntnissen ergeben sich bzgl. allergischen Reaktionen/Anaphylaxien folgende Schlüsse:

  • Vor der Impfung sollten Personen auf schwerwiegende allergische Reaktionen/Anaphylaxien in der Vergangenheit befragt werden sowie auf eine bekannte Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil der Impfung[4]
  • Allergische Rhinitis, Nahrungsmittelallergien und Asthma stellen keine Kontraindikation für die Impfung dar.
  • Wenn keine schweren allergischen Reaktionen in der Vorgeschichte bekannt sind, soll nach der Impfung eine Beobachtung auf Überempfindlichkeitsreaktionen über einen Zeitraum von mind. 15 Minuten gewährleistet werden.[5]
  • Für Patienten mit Anaphylaxien in der Vorgeschichte oder bestimmten allergischen Vorerkrankungen gelten hinsichtlich Überwachung und Vorbehandlung besondere Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie.5
  • Das Personal in den Impfzentren muss Symptome einer allergischen Reaktion/Anaphylaxie erkennen und behandeln können. Eine Notfallausrüstung zur Behandlung von Anaphylaxien (inkl. Adrenalin) muss zur Verfügung stehen.

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen durch medizinische Fachpersonen ist sehr wichtig für eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses von Arzneimitteln und Impfstoffen. Bitte nutzen Sie für Meldungen das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System). Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch/elvis.

 

--------------------------------

[1] https://vaers.hhs.gov/reportevent.html

[2] https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/70/wr/mm7004e1.htm#F1_down

[3] https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/70/wr/pdfs/mm7002e1-H.pdf

[4] https://www.swissmedicinfo.ch/

[5] https://ssai.ch/assets/Uploads/SGAI-Empfehlungen-zu-COVID-19-Impfstoffen-bei-Allergien-V8.2-d.pdf