Die Anzahl illegal in die Schweiz importierter Arzneimittel aus dem Internet bleibt konstant. Die am häufigsten illegal eingeführten Arzneimittel bleiben die Erektionsförderer. Die Anzahl illegal importierter Schlankheitsmittel hat dagegen stark abgenommen. 103 Länder beteiligten sich dieses Jahr an der international durch Interpol koordinierten Aktionswoche «PANGEA IX» zur Bekämpfung des illegalen Internethandels mit Arzneimitteln.
Dieses Jahr kontrollierten die zuständigen Behörden weltweit 332'936 Sendungen. Davon beschlagnahmten sie 170'217 Sendungen. 4'938 Webseiten, welche illegale Arzneimittel anboten, wurden geschlossen. Der Schweizer Zoll, Swissmedic und Antidoping Schweiz kontrollierten am Flughafen Basel-Mülhausen und im Postzentrum Zürich Mülligen über 2'000 Sendungen. 765 Sendungen enthielten Arznei- oder Dopingmittel, 82 wurden beschlagnahmt.
Die am häufigsten illegal importierten und beschlagnahmten Präparate bleiben mit 38 Prozent die Erektionsförderer, gefolgt von Psychopharmaka (24 Prozent) oder Dopingmittel (14 Prozent). Internet-Bestellungen von Schlankheitsmitteln haben stark abgenommen, nur noch 2 Prozent der beschlagnahmten Sendungen enthielten Schlankheitsmittel – offenbar zeigen letztjährige Swissmedic-Publikationen zu deren Gefährlichkeit ihre Wirkung. Die Hochrechnung von Zoll und Swissmedic von 2013, dass jährlich etwa 40'000 legale und illegale Arzneimittelsendungen importiert werden, wurde mit der diesjährigen Aktion bestätigt.
Sparen beim Arzneimittelkauf kann teuer sein
Neben den grossen gesundheitlichen Risiken besteht für Bestellerinnen und Besteller die Gefahr, dass persönliche Daten wie Kreditkartenangaben durch die kriminellen Organisationen missbräuchlich verwendet werden. Gegen die Adressaten der beschlagnahmten Sendungen wird ein kostenpflichtiges Verwaltungsverfahren eröffnet. Zudem werden die illegalen Waren aus Gründen der Arzneimittelsicherheit vernichtet. Wer im Internet Arznei- oder Dopingmittel aus unbekannter Herkunft bestellt und einnimmt, geht somit grosse – gesundheitliche und finanzielle – Risiken ein.
Dieses Jahr wurden die importierten Postsendungen auch nach Medizinprodukten durchsucht. 30 Sendungen enthielten nicht konforme Medizinprodukte. Dabei fanden sich zum Beispiel nicht konforme Kontaktlinsen oder Gentests. Swissmedic hat mittels Informationsblättern eine Sensibilisierungs-Kampagne durchgeführt, um Anwenderinnen und Anwender auf die Gefahren nicht konformer Medizinprodukte aufmerksam zu machen.
Herkunftsländer: Oft irreführende Angaben und Indien an der Spitze
Mit Abstand am meisten illegal importierte Arzneimittel stammen aus Indien. Nicht weniger als 23 Prozent der beschlagnahmten Präparate kamen aus dem Subkontinent in die Schweiz. An zweiter Stelle ist Deutschland mit 18 Prozent, allerdings waren in vielen aus Deutschland versandten Paketen asiatische Arzneimittel, d.h. Deutschland war nur Zwischenstation für asiatische Ware. An dritter Stelle findet sich neu Kambodscha, von wo 16 Prozent der illegalen Arzneimittel in die Schweiz gelangten, die meisten davon betäubungsmittelhaltige Präparate (Beruhigungs- und Schlafmittel). Die kambodschanischen Versender wählen dabei als Absenderadressen oft Namen fiktiver Kinderhilfswerke, um den Inhalt der Pakete zu tarnen. So fanden sich als Absender häufig die „Weltkinderhilfe Kambodscha“ oder die „Help a child smile“, welche die Zollangestellten auf eine falsche Fährte führen sollen. Nach Ermittlungen konnte Swissmedic die Webseite, welche diese Produkte anbietet, im Rahmen der Aktion PANGEA an Interpol melden, damit die Webseite geschlossen werden soll.