Swissmedic warnt: Illegale «Schlankheitsmittel» und «Entgiftungspräparate» können krank machen

Illegale Schlankheitstabletten, Abnehmtees und Detoxprodukte können nicht deklarierte, gefährliche pharmazeutische Substanzen wie Sibutramin enthalten

13.11.2024

Schlankheitsmittel und Detoxprodukte, die in dubiosen Online-Shops oder über soziale Medien als vermeintliche «Wundermittel» angepriesen werden, können nicht deklarierte pharmazeutische Substanzen enthalten. Analysen solcher Präparate im Swissmedic-Labor weisen unter anderen regelmässig den gesundheitsschädlichen Wirkstoff Sibutramin nach. Sibutramin war in Europa und in der Schweiz bis 2010 unter dem Markennamen Reductil® zugelassen, wurde aber aufgrund des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses vom Markt genommen. Die illegal über das Internet vertriebenen Produkte enthalten oft deutlich mehr Sibutramin, als die verschreibungspflichtigen Arzneimittel früher enthielten – entsprechend hoch ist das Gesundheitsrisiko. Swissmedic erhält von Personen, die diese Produkte eingenommen haben, immer wieder Meldungen über unerwünschte Wirkungen wie Herzrasen, Übelkeit oder Mundtrockenheit.

In letzter Zeit stellte Swissmedic wieder einen Anstieg illegaler Importe von angeblich «völlig natürlichen» Mitteln zur Gewichtsreduktion oder «Entgiftung» fest. Die Produkte werden meist als pflanzliche Tees, «natürliche» Kapseln oder Instantgetränke angeboten. Soziale Medien wie Instagram und Facebook sind besonders beliebt, um Werbung und Verkaufsangebote zu verbreiten. Als «rein pflanzliche Wundermittel» zum Abnehmen oder zur Entgiftung angepriesene Präparate können jedoch nicht deklarierte pharmazeutische Substanzen enthalten.

Nach Konsumenten-Meldungen über unerwünschte Wirkungen wie Herzrhythmusstörungen nach der Einnahme von Schlankheitstees wurden in den untersuchten Mustern hohe Mengen von Sibutramin nachgewiesen. Arzneimittel mit diesem Wirkstoff sind wegen des erhöhten Risikos für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen seit 2010 weltweit nicht mehr auf dem Markt.

Im Sommer 2024 wurde ein in die Schweiz importiertes Präparat mit dem Namen «MAX Slim 7 Days» beschlagnahmt, das einen Sibutramingehalt von ca. 103 mg pro Kapsel enthielt. Das ist sieben Mal mehr und damit deutlich höher als die ehemals zugelassene maximale Tagesdosis der Fertigarzneimittel. Die Packungsangaben enthalten keinerlei Hinweise auf pharmazeutisch aktive Substanzen, der Inhalt des inzwischen verbotenen Wirkstoffs wird verschwiegen.

Dies ist ein grosses Risiko, da sich Konsumentinnen und Konsumenten aufgrund der Beschreibung auf der Verpackung («rein pflanzlich») in Sicherheit wähnen. Die negativen Folgen für die Gesundheit können gravierend sein. Die Einnahme solcher Präparate kann sowohl den Blutdruck als auch die Herzfrequenz erheblich erhöhen. Weitere unerwünschte Wirkungen sind Mundtrockenheit, Kopfschmerzen oder Verstopfung. Daher warnt Swissmedic eindringlich vor dem Konsum solcher «Wunder-Schlankheitsmittel».

Hinweise auf unseriöse Präparate: Wie lassen sich potentiell gesundheitsschädliche Produkte erkennen?

Folgende Charakteristika können auf gefährliche Präparate hindeuten:

  • übertriebene, unrealistische Wirkversprechen
  • «dubiose» Herkunft, fehlende Kontaktangaben
  • Verkauf nur via soziale Medien oder Messenger Dienste
  • Hinweise auf der Verpackung, dass das Präparat nicht von Kindern oder Schwangeren eingenommen werden darf.

Swissmedic warnt grundsätzlich vor jeglichem Bezug von Arzneimitteln und Medizinprodukten aus unbekannten Quellen im Internet und aus sozialen Netzwerken.

Warum Sibutramin bedenklich ist

Der Wirkstoff Sibutramin war bis 2010 als verschreibungspflichtiger Appetitzügler bei hohem Übergewicht zugelassen (Reductil®). Nach schwerwiegenden Nebenwirkungen wie stark erhöhtem Bluthochdruck und akuten Herz-Kreislauferkrankungen wurde die Zulassung von sibutraminhaltigen Arzneimitteln weltweit sistiert. Bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Arzneimitteln (insbesondere Psychopharmaka) besteht ein Risiko für gefährliche Wechselwirkungen; international sind auch Todesfälle bekannt.

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