Leitfaden Arzneimittel aus dem Internet

Was muss bei Bestellungen von Arzneimitteln über das Internet beachtet werden?

Ein Leitfaden zur Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen und Informationen über mögliche Risiken.

Im Internet finden sich unzählige Anbieter, welche mit dem Verkauf von Arzneimitteln werben. Auch die eigene Mailbox wird oft mit solchen Angeboten regelrecht überschwemmt. Erfahrungen haben aber gezeigt, dass Arzneimittel, welche per Internet bestellt werden, oft aus einer illegalen ausländischen Quelle stammen und die Qualität der Ware mangelhaft ist.

Swissmedic rät deshalb grundsätzlich vom Bezug von Arzneimitteln aus dem Internet ab.

Ausnahmen bilden selbstverständlich Schweizer Versandapotheken mit entsprechender kantonaler Bewilligung für den Versandhandel^[1]. Hierbei muss beachtet werden, dass für jede Arzneimittelbestellung ein ärztliches Rezept vorgelegt werden muss.

Import von Arzneimitteln

Das Gesetz sieht vor, dass der Import von Arzneimitteln in die Schweiz in kleinen Mengen unter bestimmten Bedingungen möglich ist.

So darf eine Privatperson für sich selber, aber nicht für Drittpersonen, Arzneimittel in der Grössenordnung eines Monatsbedarfs importieren^[1]. Der Monatsbedarf berechnet sich nach der vom Zulassungsinhaber beschriebenen Dosierung (medizinisch-therapeutische Anwendung).

Diese Gesetzesbestimmungen sind eigentlich für Touristen gedacht, die ihre Arzneimittel in ihrem Herkunftsland erworben haben und sie für ihren Aufenthalt in die Schweiz mitbringen.

Wenn ein Arzneimittel aber als Betäubungsmittel eingestuft ist (siehe: Link), darf es nur durch kranke Reisende mitgeführt werden (siehe: Link), (gemäss Art. 41 Abs. 1 BetmKV).

Enthält das importierte Präparat eine Substanz, welche in der Sportförderungsverordnung aufgelistet ist, wird es als Dopingmittel eingestuft, hier gilt die Nulltoleranz.
Falls Arzneimittelimporte einen Monatsbedarf übersteigen, ist die Einfuhr verboten und die Sendung wird am Zoll festgehalten und Swissmedic übergeben.

^[1]Gesetzliche Grundlage: Art. 20 Abs. 2 Bst. a des Heilmittelgesetzes (HMG; SR 812.21) und Art. 48 der Arzneimittel-Bewilligungsverordnung (AMBV; SR 812.212.1).

Risiken

Gesundheitliche Risiken

Der Kauf von Arzneimitteln aus dem Internet aus unsicherer Quelle kann gefährlich für Ihre Gesundheit sein. Häufig ist zu wenig oder gar kein Wirkstoff enthalten oder der Wirkstoff ist massiv überdosiert, ausserdem sind Verunreinigungen vorhanden. Umfangreiche Laboruntersuchungen in der Vergangenheit haben auch gezeigt, dass diese Präparate manchmal sogar nicht deklarierte synthetische Inhaltsstoffe enthalten, die in der Schweiz wegen schweren Nebenwirkungen vom Markt zurückgezogen worden sind. Auch wenn ein Arzneimittel tatsächlich den deklarierten Wirkstoff enthalten sollte, kann unsachgemässe Lagerung/Transport die Wirkung eines Arzneimittels negativ beeinflussen.

Im Internet werden rezeptpflichtige Präparate meist ohne ärztliche Verschreibung angeboten, was eine Gesundheitsgefahr wegen fehlender medizinischer Betreuung darstellt.

Swissmedic empfiehlt ausdrücklich, sich bei Gesundheitsfragen an entsprechend ausgebildete Fachpersonen zu wenden.

Rechtliche Risiken

Bei wiederholten Verstössen oder dem Import gesundheitsgefährdender Arzneimittel ist die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den Besteller möglich. Auch der Import zum Zwecke des Wiederverkaufs wird durch Swissmedic besonders geahndet, da der Handel mit Arzneimitteln strengen Anforderungen (insbesondere einer Bewilligungspflicht) unterliegt.

Finanzielle Risiken

Ist der Import illegal, wird die Ware beschlagnahmt und Swissmedic eröffnet ein Verwaltungsverfahren. Meist hat dies den Verlust (Vernichtung) der Arzneimittel zur Folge. Zusätzlich muss der Besteller in der Schweiz für den entstandenen Arbeitsaufwand aufkommen, erfahrungsgemäss sind dies mindestens 300 Franken.

Ausserdem sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:

Es besteht keine Möglichkeit der Rückerstattung der Kosten durch die Krankenkasse
Arzneimittel aus dem Internet sind in der Regel nicht retournierbar
Der Transport erfolgt auf das Risiko des Empfängers
Der Käufer allein trägt das Risiko eines Ausbleibens der Lieferung
Automatische Nachlieferung von Medikamenten und erneute Belastung der Kreditkarte sind schon vorgekommen, ohne dass eine neue Bestellung erfolgt ist.

Was unternimmt Swissmedic gegen den illegalen Internethandel?

Swissmedic setzt auf die Information und Sensibilisierung der Bevölkerung. Die Botschaft ist einfach: Wer seine Arzneimittel aus einer unkontrollierten Quelle bezieht, riskiert seine Gesundheit. Swissmedic warnt daher immer wieder vor den Gefahren eines Bezugs von Medikamenten aus dem Internet.

Swissmedic kann bei einem Verstoss aktiv eingreifen, wenn der Server einer Website in der Schweiz steht, wenn sich die für die Website verantwortliche Person in der Schweiz befindet, oder wenn eine Webseite den Eindruck einer Schweizer Versandhandelsapotheke erweckt . Ausländische Anbieter unterstehen nicht schweizerischem Recht und Schweizer Behörden können nicht direkt intervenieren. Es gibt aber die Möglichkeit, der zuständigen ausländischen Behörde Meldung zu erstatten.

Empfehlungen

Wenden Sie sich bei Gesundheitsfragen an Ihren Arzt oder Apotheker.

Diese Personen sind am besten befähigt, Ihren persönlichen Gesundheitszustand zu beurteilen und eine entsprechende Behandlung zu empfehlen. Zudem haben medizinische Fachpersonen die Möglichkeit, unter gewissen Voraussetzungen für einen bestimmten Patienten in der Schweiz nicht erhältliche Arzneimittel zu importieren oder eine Sonderbewilligung für den Import eines Arzneimittels zu beantragen.

Beziehen Sie Ihre Arzneimittel innerhalb der Schweiz

Dies hat den Vorteil, dass die Arzneimittel aus den offiziellen und von Swissmedic bewilligten Vertriebskanälen stammen. Bislang ist es den Behörden in Zusammenarbeit mit den Pharmaunternehmungen, Grosshändlern und den Apotheken gelungen, den Vertrieb von Arzneimittelfälschungen in der Schweiz zu verhindern.

Informieren Sie sich über das Produkt

Für verlässliche Informationen über ein Arzneimittel kann die Patienteninformation und die für den Arzt bestimmte Fachinformation der in der Schweiz zugelassenen Arzneimittel auf www.swissmedicinfo.ch abgefragt werden. Diese Angaben sind behördlich geprüft und zutreffend. Sie geben ein objektives, umfassendes Bild des Medikaments. Die Fachinformation setzt jedoch den Kenntnisstand einer Fachperson voraus. Bei Fragen empfiehlt es sich daher, diese mit einer Fachperson zu besprechen.

Informieren Sie sich über den Anbieter

Wollen Sie trotzdem ein Arzneimittel im Internet bestellen, überprüfen Sie die Webseite genau. Prüfen Sie beispielsweise, wer der Anbieter dieser Webseite ist und ob eine vollständige Kontaktadresse vorhanden ist. Vorsicht, obwohl Anbieter oft vorgeben, beispielsweise in Grossbritannien, Kanada oder USA lokalisiert zu sein, werden Arzneimittel aus Ländern wie zum Beispiel Indien, China oder Kambodscha geliefert.

Den verantwortlichen „Holder“ der Website findet man heraus, indem man den Namen der entsprechenden Website (= „Domain“, z.B. www.name.com) bei Service-Seiten eingibt, die über die Verantwortlichen einer Website Auskunft geben. Solche Service-Seiten können zum Beispiel über www.google.ch mit den Stichworten „Domain Whois“ oder „Domain Dossier“ gefunden werden.

Insbesondere wenn mit sensationellen Ergebnissen ohne Nebenwirkungen geworben wird, sollten Sie misstrauisch werden.

Erstatten Sie Meldung

Wenn Sie Hinweise dafür haben, dass nicht zugelassene Arzneimittel in der Schweiz im Internet angeboten, importiert oder exportiert werden, melden Sie dies bitte Swissmedic (medicrime@swissmedic.ch).

_{[1] Gesetzliche Grundlage: Art. 27 des Bundesgesetzes über Arzneimittel und Medizinprodukte (HMG; SR 812.21).}