Filmtablette als Zweitlinienbehandung zur Monotherapie von postmenopausalen Frauen mit ER-positivem, HER2-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs mit einer aktivierenden ESR1-Mutation
Public Summary SwissPAR vom 24.09.2024
Orserdu® (Wirkstoff: Elacestrant)
Zulassung in der Schweiz: 04.06.2024
Über das Arzneimittel
Orserdu enthält den Wirkstoff Elacestrant. Es wird angewendet zur Behandlung von Frauen, welche die Wechseljahre bereits hinter sich haben (postmenopausale Frauen) und die an einer bestimmten Form von Brustkrebs leiden, der bereits lokal fortgeschritten ist oder in andere Körperteile gestreut (metastasiert) hat. Orserdu ist zur Behandlung von Brustkrebs vorgesehen, der Östrogenrezeptor (ER)-positiv ist, d.h. die Krebszellen besitzen Rezeptoren für das Hormon Östrogen. Des Weiteren muss der Brustkrebs negativ für den humanen epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (HER2-negativ) sein, d.h. die Krebszellen haben keine oder nur sehr wenige solcher Rezeptoren auf ihrer Oberfläche. Orserdu wird als Monotherapie (als alleiniges Arzneimittel) bei Patientinnen eingesetzt, deren Brustkrebs auf mindestens eine vorherige Hormonbehandlung, welche mit einem CDK-4/6-Hemmer kombiniert war, nicht angesprochen hat oder danach weiter fortgeschritten ist und deren Brustkrebs Veränderungen (Mutationen) im sogenannten ESR1-Gen aufweist.
Wirkung
ER-positive Brustkrebszellen werden zum Wachstum angeregt, wenn das Hormon Östrogen an den entsprechenden Rezeptor bindet. Durch den Wirkstoff Elacestrant in Orserdu werden diese Rezeptoren blockiert und zerstört. Dadurch kann das Hormon Östrogen nicht mehr länger die Tumorzellen zum Wachstum anregen. Die Ausbreitung des Brustkrebses wird verringert.
Anwendung
Orserdu ist rezeptpflichtig und als Filmtablette erhältlich.
Die empfohlene Dosis beträgt eine Filmtablette à 345 mg einmal täglich.
Orserdu sollte jeden Tag ungefähr zur selben Uhrzeit zu einer Mahlzeit eingenommen werden. Die Filmtablette muss als Ganzes geschluckt werden und darf vor dem Schlucken nicht zerdrückt oder geteilt werden.
Wirksamkeit
Die Wirksamkeit von Orserdu wurde in der zulassungsrelevanten Studie EMERALD (RAD1901-308) untersucht.
In dieser Studie wurden 478 Patientinnen mit ER-positivem, HER2-negativem fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs eingeschlossen, die nach 1-2 vorangegangenen Hormonbehandlungen und bis zu 1 vorangegangenen Chemotherapie ein Fortschreiten der Krankheitssymptome zeigten.
Die Patientinnen wurden entweder mit Orserdu 345 mg täglich oder der Standardtherapie (Fulvestrant oder Aromatasehemmern) behandelt.
Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS)[1] bei allen Patientinnen sowie bei Patientinnen mit ESR1-Mutationen.
Bei Patientinnen mit ESR1-Mutation betrug das mediane[2] PFS 3,8 Monate bei der Behandlung mit Orserdu im Vergleich zu 1,9 Monaten mit der Standardtherapie.
Der Anteil der Patientinnen, deren Brustkrebs während eines Jahres nicht fortschritt (PFS-Rate) lag bei 26,8 % in der Orserdu-Gruppe gegenüber 8,2 % in der Gruppe mit der Standardtherapie.
Das mediane Gesamtüberleben (OS)[3] bei den Patientinnen mit ESR1-Mutation betrug 24,2 Monate unter Orserdu-Therapie im Vergleich zu 23,5 Monaten unter der Standardtherapie.
[1] PFS: Progressionsfreies Überleben (PFS, progression-free survival): Zeitspanne zwischen dem Start einer Behandlung oder einer klinischen Studie und dem Beginn des Fortschreitens der Krankheit oder dem Tod der Patientin oder des Patienten.
[2] Median: Der Wert, der genau in der Mitte einer Datenverteilung liegt, nennt sich Median oder Zentralwert. Die eine Hälfte aller Daten ist immer kleiner, die andere grösser als der Median.
[3] Gesamtüberleben: Das Gesamtüberleben (OS, overall survival) bezeichnet die Zeitspanne zwischen Therapiebeginn und Tod des Patienten bzw. der Patientin.
Vorsichtsmassnahmen, unerwünschte Wirkungen & Risiken
Orserdu darf bei einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe nicht angewendet werden.
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen (betrifft mehr als 1 von 10 Anwenderinnen) sind verminderter Appetit, Übelkeit, erhöhte Triglyzerid- und Cholesterin-Werte im Blut, Erbrechen, Müdigkeit, Verdauungsstörungen, Durchfall, tiefe Kalziumwerte im Blut, Rückenschmerzen, hohe Konzentrationen von Kreatinin im Blut, Gelenkschmerzen, tiefer Natriumspiegel im Blut, Verstopfung, Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Bauchschmerzen, tiefe Werte des roten Blutfarbstoffs und erhöhte Leberwerte im Blut.
Alle Vorsichtsmassnahmen, Risiken und weitere mögliche unerwünschte Wirkungen sind in der Patientinnen- und Patienteninformation (Packungsbeilage) sowie in der Fachinformation aufgeführt.
Begründung des Zulassungsentscheids
Patientinnen mit einer ESR1-Mutation hatten bislang nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere nach dem Versagen bestehender Therapien.
Orserdu zeigt eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) im Vergleich zu den bisherigen Standardbehandlungen mit einer klinisch relevanten Steigerung des Anteils an Patientinnen, die ein Jahr lang kein Fortschreiten ihrer Erkrankung hatten (PFS-Rate nach 12 Monaten).
Der Vorteil des progressionsfreien Überlebens, kombiniert mit einem akzeptablen Sicherheitsprofil, das bis auf eine erhöhte Rate an Magen-Darm-Beschwerden, im Wesentlichen dem der Standardbehandlungen entspricht, rechtfertigt die Zulassung.
Swissmedic hat daher das Arzneimittel Orserdu mit dem Wirkstoff Elacestrant für die Schweiz zugelassen.en-Risiko-Beurteilung der Resultate in eine Zulassung ohne besondere Auflagen überführt werden.
Weitere Informationen zum Arzneimittel
Information für medizinisches Fachpersonal:
Information für Patientinnen und Patienten (Packungsbeilage)
Weitere Fragen beantworten Gesundheitsfachpersonen.
Der Stand dieser Information entspricht demjenigen des SwissPAR. Neue Erkenntnisse über das zugelassene Arzneimittel fliessen nicht in den Public Summary SwissPAR ein.
In der Schweiz zugelassene Arzneimittel werden von Swissmedic überwacht. Bei neu festgestellten unerwünschten Arzneimittelwirkungen oder anderen sicherheitsrelevanten Signalen leitet Swissmedic die notwendigen Massnahmen ein. Neue Erkenntnisse, welche die Qualität, die Wirkung oder die Sicherheit dieses Medikaments beeinträchtigen könnten, werden von Swissmedic erfasst und publiziert. Bei Bedarf wird die Arzneimittelinformation angepasst.