In der schweizerischen Fachinformation für Amiodaron ist Hyperthyreose als häufige UAW aufgeführt, die während der Therapie oder einige Monate nach Absetzen auftreten kann.
Amiodaron und Hyperthyreose
Daten Ereignis | Beschreibung |
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Alter: 85 Geschlecht: weiblich Arzneimittel: Amiodaron Indikation: paroxysmales Vorhofflimmern UAW: Hyperthyreose |
Die Hyperthyreose wurde von den behandelnden Ärzten als Folge der Amiodarontherapie gesehen. Es wurde abgesetzt und eine thyreostatische Therapie mit Carbimazol begonnen. Der weitere Verlauf ist nicht bekannt. Der Kausalzusammenhang wurde als wahrscheinlich eingestuft. |
Alter: 46 Geschlecht: männlich Begleiterkrankungen: u.a. Kardiomyopathie und Diabetes mellitus Typ 2 Arzneimittel: Amiodaron Indikation: symptomatisches Vorhofflimmern UAW: Hyperthyreose |
Drei Monate nach Absetzen des Amiodarons wurde der Patient wegen kardialer Dekompensation stationär aufgenommen. Das TSH war jetzt supprimiert auf 0.02 mU/L, das freie T3 (12.2 pmol/L) und T4 (63.0 pmol/L) erhöht. Eine Sonographie der Schilddrüse zeigte ein normales Volumen ohne Knoten. Es wurde eine manifeste Hyperthyreose diagnostiziert und als Amiodaron-induzierte Typ 2 (toxische) Hyperthyreose interpretiert. Klinisch zeigten sich nur eine Gereiztheit und intermittierendes Schwitzen. Der Patient wurde mit Prednisolon 60 mg 1-mal täglich oral behandelt. Im Verlauf präsentierte er sich erneut notfallmässig im reduziertem Allgemeinzustand mit belastungsabhängigen thorakalen Schmerzen, ausstrahlend ins Epigastrium und in den Unterbauch. Die Schilddrüsenwerte verschlechterten sich trotz Prednisolon-Therapie, sodass schliesslich notfallmässig eine totale Thyreoidektomie durchgeführt wurde. Der Kausalzusammenhang wurde als wahrscheinlich eingestuft. |
Fazit und Empfehlung
Amiodaron enthält Iod und kann zu einer übermässigen Iodzufuhr führen. Da es ein lipophiles Medikament ist und eine Halbwertszeit von 20-100 Tagen aufweist, bleibt der Iodspiegel auch nach Absetzen für mehrere Monate erhöht.
Klinisch unterschieden werden die Amiodaron-induzierte Hyperthyreose Typ I (gesteigerte Bildung von Schilddrüsenhormonen durch erhöhte Iodbelastung) und Typ II (direkte toxische Effekte von Amiodaron auf die Schilddrüse mit destruktiver Thyreoditis und erhöhter Freisetzung von Schilddrüsenhormonen).
Bei schweren Formen mit gelegentlich fataler Entwicklung besteht ein therapeutischer Notfall; die Behandlung muss auf jeden Einzelfall angepasst werden.
Ergänzende Informationen
Fachinformationen (www.swissmedicinfo.ch)