Behörden weltweit haben Mitte Oktober koordiniert kriminelle Online-Angebote von Medikamenten kontrolliert. Illegale Erektionsförderer beherrschen nach wie vor den Markt: 87% der von Swissmedic und der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) beschlagnahmten Sendungen enthielten Potenzmittel.
Aktion «PANGEA XI»: Schweiz beteiligt sich an internationaler Aktionswoche gegen illegalen Heilmittelhandel
23.10.2018
Die Schweiz hat auch dieses Jahr an der von Interpol koordinierten internationalen Aktionswoche PANGEA teilgenommen. Insgesamt waren 116 Länder beteiligt. Ziel der zum 11. Mal durchgeführten Aktion ist die Bekämpfung des illegalen Heilmittelhandels über das Internet. Weltweit wurden 10 Millionen Einheiten illegale und gefälschte Arzneimittel sichergestellt.
In der Schweiz kontrollierten die EZV, Swissmedic und Antidoping Schweiz im Postzentrum Zürich-Mülligen über 1'000 Sendungen. 304 Sendungen, die illegale Arznei- oder Dopingmittel enthielten, wurden beschlagnahmt. Damit ist die Zahl gegenüber den Vorjahren deutlich angestiegen. 87% der bei der Aktion einge-zogenen Arzneimittel waren Erektionsförderer. Im ganzen Jahr 2017 betrug der Anteil der Potenzmittel 59% der beschlagnahmten Sendungen, wenige Jahre zuvor war der Anteil noch halb so gross.
Einziehung gesundheitsgefährdender Potenzmittel
Die Zunahme der Beschlagnahmungen ist auf eine intensivere Zusammenarbeit zwischen EZV und Swissmedic zurückzuführen. Seit mehreren Wochen wird ein vereinfachtes Verfahren zur Beschlagnahmung von Sendungen angewandt, das zurzeit die Erektionsförderer im Fokus hat. Dieses effizientere Verfahren setzt den politischen Willen um, den grenzüberschreitenden Onlinehandel besser in den Griff zu bekommen.
Ein Grund für diesen Schwerpunkt sind die Ergebnisse der neusten Laboranalysen, welche Swissmedic bei Erektionsförderern aus dem Internet durchgeführt hat. Sie haben gezeigt, dass die Qualität dieser Produkte nach wie vor zu beanstanden ist. Rund die Hälfte von etwa 100 analysierten Präparaten war mangelhaft. Der Konsum dieser Produkte kann die Gesundheit erheblich gefährden.
Im Detail wurden bei 46 von den 96 analysierten Präparaten folgende Mängel gefunden:
- 13 Präparate waren absichtlich massiv überdosiert, oder enthielten die medizinisch bedenkliche Kombination von zwei Wirkstoffen
- 13 vermeintlich pflanzliche Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel enthielten nicht deklarierte chemische Wirkstoffe
- 2 Präparate enthielten den falschen Wirkstoff
- 17 Präparate waren falsch dosiert
- 7 Präparate enthielten nebst einem potenzsteigernden Wirkstoff noch andere Substanzen wie Schmerzmittel, Antibiotika, Immunsuppressiva oder Schwermetalle.
Die illegalen Anbieter werden ausserdem zunehmend kreativ und skrupellos. So wurden dieses Jahr beispielsweise nicht deklarierte chemische Substanzen in Schokoladeriegeln oder in einem Schokoladenherz gefunden. Im Schokoladenherz wurde bei der Analyse mehr als eine maximale Tagesdosis des Wirkstoffs Sildenafil festgestellt.
Illegale Webseiten identifiziert
Im Rahmen der Aktion haben die Behörden zudem 27 illegale ausländische Webseiten, die als Schweizer Online-Apotheken auftreten, identifiziert. Die nötigen Schritte wurden eingeleitet, um die Löschung der Internetseiten zu erwirken. Hinter vielen, vermeintlich seriösen Anbietern im Internet stecken oft kriminelle Netzwerke, die international operieren.
Die Operation PANGEA verfolgt Online-Angebote gefälschter und illegaler Arzneimittel, um Hersteller und Händler zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen, sowie gleichzeitig die Besteller für die Risiken solcher Käufe zu sensibilisieren.
Während der jährlichen, von Interpol koordinierten Aktionswoche, arbeiten Zoll-, Gesundheits- und Polizeibehörden sowie Firmen aus über 100 Ländern zusammen.
Dieses Jahr schlossen die Behörden 3671 Webseiten mit illegalen Online-Angeboten. Weltweit wurden 859 Personen verhaftet und 33 kriminelle Organisationen identifiziert und angezeigt. Weltweit wurden ca. 1 Mio Sendungen kontrolliert und ca. 500‘000 Sendungen mit 10 Mio Einheiten illegalen Arzneimitteln beschlagnahmt.
Siehe auch
Interpol – Medienmitteilung PANGEA XI
Zugehörige Dokumente
Letzte Änderung 23.10.2018