Medikamenten-induzierte Suizidalität
Medikamenten-induzierte Suizidalität
Arzneimittel können als Auslöser einer akuten Suizidalität übersehen werden.
Akute Suizidalität kann z.B. im Rahmen psychiatrischer Grunderkrankungen auftreten; eine medikamentöse Ursache stellt in einigen Fällen eine Differentialdiagnose dar, die in Betracht gezogen werden sollte. Drei Beispiele für Arzneimittel, die mit akuter Suizidalität assoziiert worden sind, sind Antiepileptika, Fluorchinolone und Psychostimulanzien.
Suizidalität; Suizidgedanken; Suizidales Verhalten; Antiepileptika; Neuropathische Schmerzen; Lyrica; Pregabalin; Fluorchinolone; Tavanic; Levofloxacin, Ritalin; Methylphenidathydrochlorid
Daten Ereignis |
Beschreibung |
Fall (Jahr): 2016 Alter: Erwachsene Geschlecht: weiblich Arzneimittel: Lyrica® Wirkstoff: Pregabalin Indikation: Schmerzen UAW: Suizidale Gedanken Outcome: Recovered |
Bei einer Patientin im mittleren Alter mit Ganzkörperschmerzen bei posttraumatischer Belastungsstörung wurde eine Therapie mit 25 mg Pregabalin begonnen. Zwölf Stunden nach der ersten Einnahme entwickelte die Patientin Suizidgedanken, die nach Absetzen innert 2 Tagen verschwanden. Die gleiche Symptomatik ist nach Reexposition mit Pregabalin 3 Wochen später erneut aufgetreten und wiederum innert 2 Tagen nach Absetzen abgeklungen. |
Fall (Jahr): 2014 Alter: Erwachsene Geschlecht: männlich Arzneimittel: Tavanic® Wirkstoff: Levofloxacin Indikation: Sinusitis UAW: Suizidale Gedanken Outcome: Recovering |
Wegen einer Sinusitis wurde bei einem Patienten im mittleren Alter eine antibiotische Therapie mit Levofloxacin 500 mg täglich begonnen. Acht Tage später entwickelte er unter anderem suizidale Gedanken, Halluzinationen und Alpträume in der Nacht. Der Patient hatte in der Vergangenheit noch nie psychische Auffälligkeiten gezeigt. Er nahm zum Zeitpunkt der vermuteten UAW auch keine anderen Arzneimittel ein. Levofloxacin wurde abgesetzt. Der Ausgang der UAW war zum Zeitpunkt der Meldung «in Erholung». |
Fall (Jahr): 2016 Alter: Kind Geschlecht: männlich Arzneimittel: Ritalin® Wirkstoff: Methylphenidathydrochlorid Indikation: nicht bekannt UAW: Suizidale Gedanken Outcome: unknown |
Ein etwa 10-jähriger Junge erhielt eine Therapie mit Methylphenidathydrochlorid in einer Dosis von 10-20 mg täglich (genaue Indikation, Therapiedauer und Begleitmedikation unbekannt). Kurz nach Therapiebeginn entwickelte er unter anderem Suizidgedanken und selbstverletzendes Verhalten, so dass die Behandlung abgebrochen wurde. Auf eine Wideraufnahme wurde verzichtet und eine andere Medikation verordnet. Der genaue Ausgang der Reaktion ist nicht bekannt. |
Fazit und Empfehlung
In den Fachinformationen der aufgeführten Arzneimittel aus den drei Beispielmeldungen wird auf Suizidalität als mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkung hingewiesen:
- Pregabalin (unbekannte Häufigkeit): Suizidgedanken, suizidales Verhalten, Suizid
- Levofloxacin (sehr selten): Psychotische Störungen mit selbstgefährdendem Verhalten (einschliesslich Suizidgedanken und -versuche)
- Methylphenidat: Fälle von suizidalem Verhalten, inklusive vollendetem Suizid, mit unklarer Rolle von Methylphenidat.
Bei neu aufgetretener Suizidalität im zeitlichen Zusammenhang mit einem Arzneimittel, für das Suizidalität als unerwünschte Arzneimittelwirkung beschrieben ist, sollte dies als Differentialdiagnose mit in Betracht gezogen werden.
Entsprechende Verdachtsfälle sollten gemeldet werden, um bessere Informationen zu dieser Nebenwirkung zu erhalten, bei der es im Einzelfall schwierig sein kann, die Rolle des jeweiligen Arzneimittels abzugrenzen.
Literaturquellen:
Schweizer Fachinformationen (www.swissmedicinfo.ch)
Gesetzliche Meldepflicht unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) durch medizinische Fachpersonen
In der Schweiz müssen medizinische Fachpersonen, die zur Abgabe oder Anwendung von Arzneimitteln berechtigt sind, schwerwiegende und/oder bislang nicht bekannte Nebenwirkungen melden. Meldungen an Swissmedic können mit dem Elektronischen Vigilance-Meldeportal «ElViS» erfasst und übermittelt werden (ElViS-Login).