Frauen haben andere gesundheitliche Bedürfnisse als Männer. Diesem Umstand wird heute bei der Behandlung und in der Forschung zu wenig Rechnung getragen. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 15. Mai 2024 einen Postulatsbericht verabschiedet, in dem Handlungsbedarf aufgezeigt wird. Er beauftragt mehrere Bundesstellen damit, in der Forschung, Prävention und Ausbildung Massnahmen umzusetzen.
Der Bundesrat beschliesst Massnahmen zur besseren Gesundheitsversorgung für Frauen
10.06.2024
Frauen und Männer sind unterschiedlichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Sie zeigen ein anderes Gesundheitsverhalten und sind von unterschiedlichen Krankheiten betroffen. Darüber hinaus werden sie im Gesundheitswesen unterschiedlich behandelt. Während die Schweiz zwar über ein qualitativ hochstehendes Gesundheitssystem verfüge, gebe es doch geschlechterspezifische Ungleichheiten und eine tendenziell männliche Perspektive in der Forschung und Versorgung. So lautet zusammengefasst der Befund einer Studie, die im Zusammenhang mit der Beantwortung des Postulats Fehlmann Rielle (19.390) erstellt wurde. Der Bericht identifiziert Handlungsbedarf auf Seiten verschiedener Bundesstellen in der Forschung, der Bildung, bei den Arbeitsbedingungen, der Prävention und Gesundheitsversorgung . Auch für Swissmedic wurden Massnahmen abgeleitet.
Geschlechtersensible Forschung: die Aufgaben von Swissmedic
Lange Zeit wurde der weibliche Körper in der Forschung als kleinere Version des männlichen Körpers betrachtet. Forschung im Labor und in der Klinik wird noch heute überdurchschnittlich oft an männlichen Zellen, Tieren und Menschen durchgeführt. Dies führte zu Wissenslücken und in der Folge zu einer geringeren Qualität der medizinischen Behandlung von Frauen.
Zwar wurden Geschlechteraspekte in den letzten Jahren in der Gesundheitsforschung und Behandlung stärker berücksichtigt, es bestehen jedoch weiterhin zahlreiche Lücken und damit einhergehend Handlungsbedarf im Bereich der Forschung und der medizinischen resp. pharmakologischen Praxis. In diesem Zusammenhang wurde Swissmedic mit folgenden Massnahmen betraut:
1. Prüfung der Notwendigkeit geschlechtersensibler Forschung:
Swissmedic wird untersuchen, ob es Bedarf für eine bessere Berücksichtigung geschlechterspezifischer Aspekte in klinischen Studien gibt. Gegebenenfalls reicht Swissmedic beim International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceutlicals for Human Use (ICH) ein new topic proposal ein, um damit die Ausarbeitung eines international gültigen Standards einzuleiten.
2. Expertengremium erweitern
Swissmedic prüft, ob eine Geschlechterspezialistin, ein Geschlechterspezialist als ausserordentliches Mitglied im Expertengremium, Human Medicines Expert Committee (HMEC), Einsitz nehmen sollte. Die Mitglieder des HMEC-Gremiums beraten Swissmedic bei der wissenschaftlichen Bewertung der Dokumentationen im Rahmen der Begutachtung von Zulassungsgesuchen. So könnten in künftigen HMEC-Empfehlungen und Swissmedic-Zulassungsentscheiden Aspekte des biologischen Geschlechts allenfalls besser berücksichtigt werden.
3. Anpassung interner Leitlinien
Swissmedic wird beauftragt zu prüfen, ob bei den internen Leitlinien konkrete Arbeitsanweisungen zur Berücksichtigung von Geschlechteraspekten in der klinischen Beurteilung (Clinical Assessment) von Arzneimitteln ergänzt werden können.
Diese Massnahmen zielen darauf ab, die gesundheitliche Versorgung von Frauen zu verbessern und eine gerechtere Behandlung sicherzustellen. Swissmedic engagiert sich dafür, dass in der Schweiz alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht von einer hochwertigen medizinischen Forschung und Behandlung profitieren können.
Die beauftragten Bundesstellen werden die Massnahmen bis Ende 2029 umsetzen und dem Bundesrat erneut Bericht erstatten.
Am 12.06.2024 findet in Bern die Tagung Gendermedizin und öffentliche Gesundheit statt, an der sich Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen der öffentlichen Gesundheitsversorgung zu unterschiedlichen Faktoren der Thematik austauschen. Auch Swissmedic wird an der Veranstaltung durch eine Fachperson vertreten sein.
Mehr zur Veranstaltung finden Sie hier:
Siehe auch
Gesundheit der Frauen. Bessere Berücksichtigung ihrer Eigenheiten
Wie können die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen besser berücksichtigt werden?
Gesundheitliche Benachteiligung von Frauen
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Swissmedic
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