Im Jahr 2010 haben die zuständigen Behörden erneut eine weitere starke Zunahme von illegalen Arzneimittelimporten festgestellt, welche die Gesundheit der Besteller gefährden können. Aufgrund von Hochrechnungen muss mit jährlich über 50 000 illegalen Sendungen gerechnet werden.
Die Zahl der illegal importierten Arzneimittelsendungen, die von der eidgenössischen Zollverwaltung gestoppt werden, wird seit einigen Jahren systematisch publiziert. 2008 lag deren Anzahl bei 687, im Jahr 2009 hielt man bereits 1 154 illegale Sendungen an. Im Jahr 2010 meldeten die Zollstellen dem Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic nun schon 1 861 verdächtige Arzneimittelimporte. Dies entspricht einer Zunahme um 61% im Vergleich zum Vorjahr, beziehungsweise beinahe einer Verdreifachung seit 2008.
Im letzten Jahr eröffnete Swissmedic in 1 735 Fällen ein kostenpflichtiges Verwaltungsverfahren und vernichtete aus Gründen der Arzneimittelsicherheit 81% der Sendungen nach Abschluss des Verfahrens. In gravierenden Fällen, in denen davon ausgegangen werden kann, dass gesundheitsgefährdende Ware zum Weiterverkauf importiert werden sollte, leitete Swissmedic zusätzlich ein Strafverfahren gegen die Besteller der Sendungen ein.
Herkunft Die am Schweizer Zoll beschlagnahmten Arzneimittelsendungen kamen aus 72 verschiedenen Ländern. Aus folgenden Regionen gelangten die meisten Sendungen in die Schweiz: |
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Indien | 45% |
Westeuropa (u.a. UK, Deutschland, Griechenland, Portugal) | 35% |
Asien (ohne Indien, z.B. Thailand, China, Türkei) | 9% |
Tropische Inselstaaten (Vanuatu, Seychellen) | 3% |
Nordamerika | 2% |
Produkte Folgende Produktekategorien beschlagnahmten die zuständigen Behörden am häufigsten: |
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Erektionsförderer | 33% |
Schlankheitsmittel | 19% |
Muskelaufbaupräparate | 9% |
Arzneimittel mit Abhängigkeitspotenzial, v.a. Schlafmittel |
6% |
Psychopharmaka | 3% |
Hormonale Hautaufheller und Hautbräunungsmittel | 3% |
Indien als Herkunftsland
In den letzten Jahren ist ein kontinuierlicher Anstieg der Arzneimittel aus Indien zu beobachten (2009: 38%, 2008: 30%). Zusätzlich zu den 45% der Sendungen, die direkt aus Indien geliefert werden, enthalten auch viele Pakete aus Westeuropa in Indien hergestellte Medikamente. Diese rezeptpflichtigen Tabletten oder Kapseln werden in fast allen Fällen ohne Schachtel oder Packungsbeilage geliefert, das heisst der Konsument erhält keine Dosierungsanweisungen oder Hinweise zu Vorsichtsmassnahmen, Anwendungseinschränkungen oder möglichen Nebenwirkungen. Wiederholte Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass etwa die Hälfte der Produkte zudem schwerwiegende Mängel wie die Angabe eines falschen Wirkstoffgehalts oder die Beigabe eines nicht genannten Wirkstoffes aufweisen.
Die Webseiten, von denen indische Medikamente bestellt werden, täuschen interessierten Benutzern einen Bezug zu vertrauenswürdigen europäischen Ländern vor. Auch wenn angeblich europäische Originalmedikamente angeboten werden, erhalten die Besteller meist qualitativ schlechte Imitationsprodukte aus Indien. Bei den Betreibern der Webseiten handelt es sich in aller Regel um Personen, die keinerlei medizinisches Fachwissen haben und den illegalen Vertrieb der oft gesundheitsschädlichen Produkte ohne jegliche Skrupel aus rein kommerziellen Gründen betreiben. Meist operieren sie aus Staaten, mit denen die Schweiz keinerlei Rechtshilfeabkommen hat und können daher nicht bestraft werden.
Nie wird offen deklariert, dass die Pakete aus Asien geliefert werden. Vielmehr wird vorgegaukelt, dass die Lieferung ohne jegliche Zollprobleme z.B. aus einem Nachbarland der Schweiz erfolgt. Trotz dieser irreführenden Beteuerungen der Anbieter muss der Besteller mit der Vernichtung seiner Ware und mit Verfahrenskosten in der Höhe von mindestens 300.- Fr. rechnen.
Wir warnen daher erneut eindringlich davor, Arzneimittel aus dem Internet zu bestellen. Nur bei Arzneimitteln aus kontrollierten Schweizer Bezugsquellen ist gewährleistet, dass die Gesundheit nicht gefährdet wird und die Qualität den Anforderungen und Erwartungen entspricht.