Kombinierte hormonale Kontrazeptiva (CHC) und thromboembolische Ereignisse

Kombinierte hormonale Kontrazeptiva (CHC) und thromboembolische Ereignisse

Die Anwendung eines kombinierten hormonalen Kontrazeptivums (CHC) erhöht das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) im Vergleich zur Nichtanwendung. Bei der Verschreibung eines CHC müssen die aktuellen, individuellen Risikofaktoren der einzelnen Frau sowie das Risiko des jeweiligen CHC berücksichtigt werden. Die stärkste Risikoerhöhung für VTE besteht im allerersten Anwendungsjahr insbesondere während der ersten 3 Monate.


Stichworte: Kontrazeptiva, Venenthrombose, Lungenembolie, Drospirenon, Chlormadinonacetat

Daten Ereignis 

Beschreibung 

Fall 1

Altersgruppe: zwischen 15 und 20 Jahren

Geschlecht: weiblich

Wirkstoffe: Drospirenon/Ethinylestradiol

Indikation: hormonelle Kontrazeption

UAW: Lungenembolie

Outcome: recovering

Vier Monate nach Beginn der oralen Kontrazeption bekam die Patientin atemabhängige Schmerzen im unteren linken Rippenbogen und der Schulter, die im Liegen exazerbieren, ohne Fieber oder Husten. Im CT-Thorax zeigten sich Lungenembolien sowie der Verdacht auf Infarktpneumonien. Keine Zeichen einer Rechtsherzbelastung. Die junge Frau wies keine Risikofaktoren für eine Lungenembolie auf: Nicht-Raucherin, keine längere Immobilisation/Reise, keine Thrombose/Embolie in der Vorgeschichte, kein bekanntes Malignom oder andere relevante Vorerkrankung.

Nach Behandlungsbeginn mit einem direkten oralen An-tikoagulanz konnte die Patientin in gebessertem Zustand nach Hause entlassen werden.

Fall 2

Altersgruppe: zwischen 30 und 35 Jahren

Geschlecht: weiblich

Wirkstoffe: Chlormadinonacetat/Ethinylestradiol

Indikation: Orale Kontrazeption

UAW: Tiefe Venenthrombose, zentrale Lungenembolie

Outcome: fatal

Die Patientin verstirbt unerwartet etwa einen Monat nach Beginn der Einnahme des kombinierten oralen Kontrazeptivums. Die Autopsie zeigt tiefe Venenthrombosen an beiden unteren Extremitäten sowie eine massive Lungenembolie. Die Patientin war starke Raucherin, adipös (BMI > 30 und hatte eine familiäre Vorbelas-tung für tiefe Venenthrombosen (väterlicherseits).

Fazit und Empfehlung

Die Anwendung eines kombinierten hormonalen Kontrazeptivums (CHC) erhöht das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) im Vergleich zur Nichtanwendung. Bei der einzelnen Frau ist das Vorliegen weiterer Risikofaktoren für VTE wie Adipositas, positive Familienanamnese, Rauchen und zunehmendes Alter zu beachten. Das Risiko für VTE ist zusätzlich abhängig von der Art der Gestagen-Komponente des jeweiligen CHC: Arzneimittel, die Levonorgestrel, Norgestimat oder Norethisteron enthalten, sind mit dem geringsten Risiko für eine VTE verbunden. Die stärkste Risikoerhöhung für VTE besteht im allerersten Anwendungsjahr insbesondere während der ersten 3 Monate.

Bei der Verschreibung eines CHC müssen die aktuellen, individuellen Risikofaktoren der einzelnen Frau sowie das Risiko des jeweiligen CHC berücksichtigt werden. Patientinnen müssen über mögliche Symptome von VTE aufgeklärt und darauf hingewiesen werden, dass beim Auftreten von Symptomen eine rasche ärztliche Abklärung/Behandlung wichtig ist.

Medizinische Fachpersonen sind aufgerufen, schwere und/oder bislang unbekannte Nebenwirkungen an Swissmedic zu melden. Bitte nutzen Sie dafür das Elektronische Vigilance-Meldeportal «ElViS».