Bei der präoperativen Hautdesinfektion mit alkoholhaltigen Desinfektionsmitteln sind neben der richtigen Produktewahl die Instruktion sowie korrekte Anwendung wichtig, um Verbrennungen durch elektrische Geräte (z.B. Elektrokauter) oder Verätzungen zu vermeiden.
Betaseptic und Verbrennungen
Daten Ereignis |
Beschreibung |
---|---|
Fall 2023 Altersgruppe: Erwachsen (>/= 18 Jahre) Geschlecht: männlich Arzneimittel: Betaseptic® Wirkstoffe: Ethanol, Propanol, Povidon-Iod Indikation: Hautdesinfektion vor Operation UAW: Verbrennung Outcome: recovering |
Vor einem viszeralchirurgischen Eingriff erfolgte eine Hautdesinfektion im Operationsbereich. Bei der Verwendung eines Elektrokauters entzündete sich die Haut des Patienten (Flamme) und es kam zu Verbrennungen Grad 2b am rechten Hals und Grad 3 an der rechten Schulter. Die Verbrennungen mussten durch die plastischen Chirurgen exzidiert werden. An der Verbrennung der Schulter wurde eine Defektrekonstruktion mittels bilateralem Advancement-Lappens durchgeführt.
|
Fall 2009 Alter: Erwachsen (>/= 18 Jahre) Geschlecht: männlich Arzneimittel: Betaseptic® Wirkstoffe: Ethanol, Propanol, Povidon-Iod Indikation: Hautdesinfektion vor Operation UAW: Verbrennung Outcome: recovered |
Im Rahmen einer Inguinalhernienoperation erfolgte der Hautschnitt bei noch feuchter Haut. Als das Operationsgebiet mit einem Elektrokauter präpariert wurde, kam es zur Flammenbildung. Der Patient erlitt Verbrennungen Grad 2,die lokal Behandlung der Verbrennung erfolgte mit einer Medizinalgaze. Im weiteren Verlauf konnte die Verbrennung ohne Narbenbildung abheilen. |
Fall 2005 Alter: Kind (</= Kind) Geschlecht: männlich Arzneimittel: Betaseptic® Wirkstoffe: Ethanol, Propanol, Povidon-Iod Indikation: Hautdesinfektion vor Operation UAW: Verbrennung Outcome: recovered with sequelae |
Ein Tag nach einem viszeralchirurgischen Eingriff zeigte sich im Lumbalbereich ein schmerzhaftes Verbrennungsareal. Es erfolgte ein Debridement der Haut und Wundbehandlung. Differentialdiagnostisch wurde eine chemische Verbrennung bzw. eine elektrische Verbrennung nach Desinfektion und Herunterlaufen und Ansammeln der Flüssigkeit im Lumbalbereich in Betracht gezogen. |
Fazit und Empfehlung
Desinfektionslösungen wie Betaseptic®, Octeniderm® und Softasept® N werden bei operativen und diagnostischen Eingriffen eingesetzt und sind aufgrund des hohen Alkoholanteils leicht entzündlich. Bei Anwendung von elektrischen Geräten vor dem Antrocknen kann es zu Verbrennungen kommen. Zusätzlich können bei der präoperativen Hautdesinfektion durch Ansammlung der Substanz in Hautfalten oder unter dem liegenden Patienten Hautverätzungen auftreten.
In den jeweiligen Fachinformationen wird im Abschnitt «Warnhinweise» und im Abschnitt «Dosierung/Anwendung» erwähnt, dass bei der präoperativen Hautdesinfektion und vor Anwendung elektrischer Geräte (insbesondere chirurgischer Hochfrequenzgeräte) die Lösung immer vollständig abgetrocknet sein muss und eine «Pfützenbildung» unter dem liegenden Patienten zu vermeiden ist.
Medizinische Fachpersonen sind aufgerufen, schwere und/oder bislang unbekannte Nebenwirkungen an Swissmedic zu melden. Bitte nutzen Sie dafür das Elektronische Vigilance-Meldeportal «ElViS».
Ergänzende Informationen
Swissnoso Sample Guidelines: präoperative Hautdesinfektion
(www.swissnoso.ch)