Verdachtsmeldungen unerwünschter Wirkungen der Covid-19 Impfungen in der Schweiz – Update
03.09.2021
Berichtszeitraum 01.01.2021–01.09.2021
6'603 Verdachtsfälle, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten sind, ausgewertet – Nutzen-Risiko Verhältnis der eingesetzten Impfstoffe bleibt positiv
Bis zum 1. September 2021 wurden 6'603 Meldungen über vermutete unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) durch Covid-19 Impfungen in der Schweiz ausgewertet. In den meisten Meldungen wird über mehr als eine Reaktion berichtet. Mit 4'442 (67,3 %) war der grössere Teil der Meldungen nicht schwerwiegend, 2'161 (32,7 %) Meldungen wurden als schwerwiegend eingestuft.
Ausgewertete Meldungen
6'603
Reaktionen
19'767
Nicht schwerwiegend
4'442 (67,3 %)
Schwerwiegend
2'161 (32,7 %)
Impfdosen
9'685'730
Geimpfte Personen
5'020'652
Die meisten Meldungen erfolgten durch medizinische Fachpersonen, jedoch kam auch ein erheblicher Anteil (2'644 Meldungen, 40 %) direkt von Betroffenen bzw. Patientinnen oder Patienten.
Die Betroffenen waren im Mittel 55,5 Jahre alt (Spanne 0,25–101), wobei 18,1 % 75 Jahre oder älter waren. In den als schwerwiegend eingestuften Fällen lag das mittlere Alter bei 59,2 Jahren und bei Meldungen in zeitlichem Zusammenhang mit einem Todesfall bei 80,3 Jahren. In 137 der schwerwiegenden Fälle sind Personen in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Impfung gestorben. Trotz einer zeitlichen Assoziation gibt es in keinem Fall konkrete Hinweise, dass die Impfung die Ursache für den Todesfall war.
Der grössere Teil der Meldungen bezog sich auf Frauen, in einigen Meldungen wurde das Geschlecht nicht angegeben.
Auswertungen zu einzelnen Impfstoffen
4'298 (65,1 %) der Meldungen beziehen sich auf den Covid-19 Impfstoff von Moderna und 2'191 (33,2 %) auf den Impfstoff Comirnaty® von Pfizer/BioNTech. 114 (1,7 %) der Fälle wurde der Impfstoff nicht spezifiziert.
Anzahl der Verdachtsmeldungen (kumuliert) nach Impfstoff (absoluteZahlen und Prozente)
Impfstoff
Verdachtsmeldungen insgesamt
davon nicht schwerwiegend
davon schwerwiegend
Total verabreichte Impfdosen *
Vollständig geimpfte Personen *
COVID-19 Vaccine Moderna® (Spikevax)
4'298 (65,1 %)
3'059 (68,87 %)
1'239 (57,3 %)
6'431'207
2'979'352
Comirnaty® (Pfizer/BioNTech)
2'191 (33,2 %)
1'324 (29,8 %)
867 (40,1 %)
3'254'523
1'505'529
Nicht angegeben
114 (1,7%)
59 (1,33 %)
55 (2,5 %)
Total
6'603 (100%)
4'442 (100 %)
2'161 (100 %)
9 685 730
4'484'881
* Schweiz und Fürstentum Liechtenstein, 21.12.2020 – 01.09.2021 (Quelle: BAG)
Am häufigsten betroffene Organsysteme/Nebenwirkungen
Übersicht der gemeldeten Impfreaktionen bei Impfstoff Comirnaty® von Pfizer/BioNTech
Rangliste der 15 am häufigsten betroffenen Organsysteme
General disorders and administration site conditions (10018065)
1 576
Nervous system disorders (10029205)
916
Musculoskeletal and connective tissue disorders (10028395)
565
Gastrointestinal disorders (10017947)
381
Skin and subcutaneous tissue disorders (10040785)
364
Infections and infestations (10021881)
347
Respiratory, thoracic and mediastinal disorders (10038738)
290
Vascular disorders (10047065)
163
Cardiac disorders (10007541)
143
Reproductive system and breast disorders (10038604)
120
Immune system disorders (10021428)
100
Blood and lymphatic system disorders (10005329)
84
Psychiatric disorders (10037175)
77
Ear and labyrinth disorders (10013993)
74
Eye disorders (10015919)
73
Rangliste der 15 häufigsten Nebenwirkungen
Headache (10019211)
399
Pyrexia (10037660)
314
Fatigue (10016256)
293
Myalgia (10028411)
220
Chills (10008531)
192
Herpes zoster (10019974)
177
Nausea (10028813)
139
Dizziness (10013573)
134
Arthralgia (10003239)
121
Injection site pain (10022086)
98
Rash (10037844)
84
Malaise (10025482)
82
Dyspnoea (10013968)
74
Pain in extremity (10033425)
73
Vomiting (10047700)
64
Die bisher eingegangenen und analysierten Meldungen über unerwünschte Wirkungen ändern das positive Nutzen-Risiko-Profil der in der Schweiz verwendeten Covid-19 Impfstoffe nicht. Bekannte Nebenwirkungen der Covid-19 Impfstoffe sind in den Arzneimittelinformationen aufgeführt. Diese werden laufend aktualisiert und auf www.swissmedicinfo.ch publiziert.
Die eingehenden Meldungen der vermuteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) nach Covid-19 Impfungen werden in Zusammenarbeit mit den regionalen Pharmacovigilance-Zentren, insbesondere mit dem Tessiner Referenzzentrum beim Kantonsspital-Verbund EOC, evaluiert.
Der nächste Bericht zu Nebenwirkungen der Covid-19 Impfstoffe in der Schweiz wird am 24. September 2021 erscheinen. Den aktuellsten verfügbaren Bericht über Verdachtsmeldungen unerwünschter Wirkungen der Covid-19 Impfungen in der Schweiz finden Sie jeweils unter folgendem Perma-Link: www.swissmedic.ch/covid-19-vaccines-safety-update-de
Informationen von Swissmedic zu einzelnen Sicherheitsaspekten
Myokarditis (Herzmuskelentzündung) / Perikarditis (Entzündung des Herzbeutels)
Nach Impfung mit den Covid-19 mRNA Impfstoffen wurden sehr seltene Fälle von Myokarditis und Perikarditis (Entzündungen des Herzmuskels/Herzbeutels) berichtet. Swissmedic liegen dazu aktuell 123 Meldungen vor.
Die Fälle im Zusammenhang mit Covid-19 Impfstoffen traten in der Regel innerhalb von 14 Tagen nach der Impfung auf, und zwar häufiger nach der zweiten Dosis und bei jüngeren Männern. Nach Auswertung aller verfügbaren Daten ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den Impfstoffen und Myokarditis/Perikarditis zumindest möglich.
Die medizinischen Fachpersonen sollten auf die Zeichen und Symptome von Myokarditis und Perikarditis achten und geimpfte Personen darauf hinweisen, im Falle von Brustschmerzen, Kurzatmigkeit oder Herzklopfen (Palpitationen) bzw. Herzrhythmusstörungen sofort medizinische Beratung und Hilfe einzuholen.
Bei Auftreten solcher Symptome sollten ausgeprägte körperliche Anstrengungen gemieden werden, bis die Ursache der Symptome abgeklärt ist.
Es gibt international verbindliche Kriterien für die Einstufung eines Verdachtsfalls einer unerwünschten Wirkung durch ein Arzneimittel bzw. Impfstoff als «schwerwiegend». Als schwerwiegend eingestuft wird jeder Fall bei dem eine vermutete unerwünschte Wirkung lebensbedrohlich war, zu einer Hospitalisation geführt oder eine bestehende Hospitalisation verlängert hat sowie Fälle mit einem tödlichen Ausgang. Ebenfalls schwerwiegend sind Fälle, die zu einer Behinderung oder einem bleibenden Schaden geführt haben, welche den Betroffenen erheblich beeinträchtigen seine normalen Lebensgewohnheiten auszuführen. Auch wenn die Anwendung eines Arzneimittels bei einer schwangeren Frau zu einer unerwünschten Reaktion bzw. einem Schaden bei dem neugeborenen Kind geführt hat, ist der Fall immer als schwerwiegend einzustufen. Ein weiteres Kriterium für die Einstufung eines Falls als schwerwiegend wird als «medizinisch wichtig» oder auch «vorübergehend schwer beeinträchtigt» bezeichnet. Dieses Kriterium führt häufig zu Missverständnissen. Gemeint sind damit Fälle, in denen die Betroffenen konkret gefährdet waren und eine medizinische Intervention erforderlich war, um schwerwiegenden Schaden im Sinne der vorher genannten Kriterien abzuwenden.
Kriterien für eine schwerwiegende unerwünschte Wirkung eines Arzniemittels bzw. Impfstoffs:
Gelegentlich wird in Verdachtsmeldungen das Kriterium «medizinisch wichtig/vorübergehend schwer beeinträchtigt» nicht im eigentlichen Sinne angekreuzt. So kann z. B. eine Person nach einer Impfung Fieber haben und sich mehrere Tage krank fühlen oder starke Kopf- und Gelenkschmerzen haben und doch ist der Fall im Sinne der oben beschriebenen Kategorien nicht «schwerwiegend». Obwohl solche Beschwerden natürlich für den Betroffenen «stark» bzw. «ausgeprägt» und damit sehr unangenehm und belastend sind, fehlt der entscheidende Aspekt der konkreten medizinischen Gefährdung.
Bei den Meldungen von Verdachtsfällen unerwünschter Wirkungen an Swissmedic legt jeweils die meldende Person selbst fest, ob sie die Wirkung als schwerwiegend einstuft und aufgrund von welchem Kriterium. Auch wenn sich Angaben zum Schweregrad bei einer Überprüfung als nicht richtig erweisen, wird die Einstufung durch Swissmedic gemäss dem international üblichen Vorgehen in der Arzneimittelsicherheit in aller Regel nicht verändert: so wird ein als «schwerwiegend» gemeldeter Fall nicht in «nicht-schwerwiegend» heruntergestuft. Eine Korrektur erfolgt nur in Ausnahmefällen und dann im Sinne einer «Heraufstufung». Dies kann z. B. der Fall sein, wenn eine unerwünschte Wirkung aufgrund weiterer Informationen in der Meldung falsch als «nicht-schwerwiegend» klassifiziert wurde und seitens Swissmedic eindeutig als «schwerwiegend» eingestuft wird.
Die nicht korrekte Anwendung der Schweregradkriterien kann bei den Verdachtsmeldungen zu den Covid-19 Impfstoffen jedoch zu einer Überschätzung des Anteils an «schwerwiegenden» Nebenwirkungen führen. Bislang wurden vor dem Hintergrund von über 9,5 Mio. verabreichten Impfstoffdosen etwa 2.160 Verdachtsfälle als «schwerwiegend» an Swissmedic gemeldet.
In weniger als der Hälfte dieser Fälle wurden jeweils die klaren Kriterien (Hospitalisation/Verlängerung 31,7%, lebensbedrohend 5,3%, Tod 6,3%, bleibende Schädigung oder Behinderung 3%) als Grund für die Einstufung als «schwerwiegend» angegeben. In 53,6% der Fälle wurde von den meldenden Personen «medizinisch wichtig/vorübergehend schwer beeinträchtigt» angekreuzt.
Bei der Interpretation der hier dargestellten Daten muss aufgrund der Methodik des Spontanmeldesystems folgendes beachtet werden:
Die Angaben in diesem Bericht basieren auf Verdachtsmeldungen, die Swissmedic durch medizinische Fachpersonen, Betroffene oder pharmazeutische Firmen erhalten hat und die nach Prüfung und Bewertung in der Datenbank erfasst worden sind.
Bei allen gemeldeten Reaktionen handelt es sich um Verdachtsfälle. Das heisst, im Einzelfall ist nicht gesichert, ob die gemeldete Reaktion lediglich in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung beobachtet oder tatsächlich durch die Impfung verursacht wurde.
Im Rahmen der sorgfältigen Analyse der Fälle wird auch die mögliche Kausalität geprüft. Auf der anderen Seite werden nicht alle Reaktionen gemeldet, daher lassen sich aus den dargestellten Zahlen keine zuverlässigen Rückschlüsse auf die Zahl der tatsächlich aufgetretenen Reaktionen ziehen.
Die Zahl der jeweiligen Verdachtsmeldungen pro Impfstoff kann stark davon abhängen, wie viele Personen den betreffenden Impfstoff im dargestellten Zeitraum erhalten haben.
Angaben zu Verdachtsfällen von Impfreaktionen sind nur einer von mehreren Bausteinen, um das Nutzen-Risiko-Profil von Impfstoffen kontinuierlich zu beurteilen. Swissmedic bezieht die Erkenntnisse aus den Spontanmeldungen in die wissenschaftliche Auswertung aller verfügbaren Daten ein, um korrekte Schlussfolgerungen über das Sicherheitsprofil eines Impfstoffes zu ziehen.